Der GTQ Mic Preamp zeichnet sich durch den für Vintage Neve 1073 typischen Mittendruck, bulliges und tightes Low End sowie ausserordentlich runde Transienten aus.
Allerdings klingt der GTQ2 offener, um nicht zu sagen “moderner” als die besten der gut erhaltenen originalem 1073er, ohne irgendetwas vom typischischen 1073er Wiedererkennungswert einzubüssen.
Auffällig auch sein enormer Headroom. Den GTQ2 zum clippen zu bringen ist nahezu unmöglich, gleichzeitig erlaubt er gepflegtes Saturieren von Signalen bis hin zu harmonischer Verzerrung – ohne dem ungewollten Auftreten hässlicher Artefakte bei härteren Peaks.
Er verfügt über einen gegenüber dem Original etwas “abgespeckten” 3band EQ, sowie einen High Pass Filter.
Übrigens, bei einem ausführlichen Blindtest mit fünf der gängigsten” 1073 type” Pre’s belegte der GTQ2 klar den ersten Platz.
Warum das Ergebnis keinen Kenner auch nur im Ansatz verwundert hat, erklärt sich aus der Geschichte des GTQ2.
Anders als praktisch alle anderen 1073 type Produkte – von Neve abwärts – versuchte Designer Geoff Tanner mit dem GTQ2 nicht den legendären Neve 1073 Preamp aus den ebenso legendären frühen 70er Neve-Konsolen recht und schlecht zu kopieren bzw. nachzubauen.
Hätte er das wollen, es wäre ein leichtes für ihn gewesen.
Immerhin war er zur Zeit der Entstehung des originalen 1073 die rechte Hand von Rupert Neve gewesen und u.a. dafür verantwortlich den für die serienmässige Herstellung verbindlichen Schaltplan des 1073 zu erstellen.
Niemand – Rupert Neve eingeschlossen – kennt also den Aufbau wie die verwendeten Komponenten des Originals besser als Geoff Tanner. Unter anderem verbrachte er die gesamten 80er und 90er Jahre damit Vintage Neve Konsolen rund um den Globus zu servicen und galt während dieser Ära weltweit als die führende Koriphäe auf diesem Feld.
Als er daran ging seine eigene Version des 1073 zu designen, nutzte er in seinen eigenen Worten die Gelegenheit “all das zu verändern, was ihn selbst am Original seit jeher gestört hatte”.
Das Ergebnis wurde klar offener im Sound, weniger fehleranfällig bei gleichzeitig deutlich verbesserter Servicierbarkeit und nicht zu letzt – günstiger in der Herstellung.
Eines der wesentlichsten Features des GTQ ist – so banal dies klingen mag – sein Output Poti.
Unity Gain befindet sich auf 5h, also auf Anschlag rechts.
Allerdings empfiehlt es sich als Startpunkt den Output Poti eher zwischen 3h und 4h zu positionieren und den Gain entsprechend anzuheben. Das Signal wird dadurch etwas saturiert, sowie mit harmonischen Obertönen angereichert und sitzt dergestalt meist besser im Mix.
Gerade auch für Aufnahme von Stimme kann dieses simple Procedere der Stimme mehr Druck, mehr Charakter und vor allem auch verbesserte Durchsetzungskraft im Mix verleihen.
Für Aufname von z.B. Bass, Keyboards oder auch BD, SN u.ä. ist es aber auch nicht unüblich den Output z.B. auf 12h zurückzudrehen und Gain entsprechend zu boosten.
Das Ergebnis wird niemals clippen, sondern für das Ohr angenehme Verzerrungen mit sich bringen.
Typisch belässt man den GTQ für die meisten Anwendungen auf 1200 Ohm, insbesonders bei Aufnahme hochpegeliger Kondensator Mikrophone.
Bei Verwendung älterer Bändchen Mics oder auch niedrigpegeliger dynamischer Mics (wie zB Shure SM7) empfiehlt sich mitunter das Umschalten auf 300 Ohm.